Vorspann: Im Rahmen der Aktivitäten des Freundeskreises Peru Amazonico e.V. war dessen Gründungsmitglied Eugen Bruder (ehemaliger DED-Entwicklungshelfer in Peru) im Februar in Peru und besuchte die Projekte. Näheres auch im Internet unter www.peru-amazonico.de Glucantime/Leishmaniose.
Seit etwa 10 Jahren liefern wir das Medikament Glucantime gegen die tropische Krankheit Leishmaniose nach Peru. Damals waren wir von einer befreundeten Peruanerin aus Huanuco (östliches Andengebiet, Richtung Urwald) gebeten worden, dieses Medikament zu besorgen, da es in Peru knapp und teuer sei. Leishmaniose, in Afrika und Asien in seiner viszeralen (= innerkörperlichen) Form als „Kala Azar“ (= schwarzer Tod) bekannt, tritt in Mittel- und Südamerika als Erkrankung der Haut und Schleimhäute auf (kutane und mukokutane Form). Gefährlich ist vor allem die mukokutane Form, da dort die Schleimhäute von Nase, Mund und Rachen befallen werden und grässliche Verstümmelungen zur Folge haben können, weshalb die Krankheit auch weiße Lepra genannt wird. Die Infektion erfolgt durch den Stich einer weiblichen Sandfliege, die z.B. am Fuß der Anden (Amazonasgebiet) vorkommt. Wirtstiere der Leishmanien (Einzeller) sind Waldtiere, Ratten, streunende Hunde etc. In der Regel werden vor allem Menschen gestochen, die als Saisonarbeiter vom Hochland in diese Gebiete kommen, z.B. Goldwäscher, Holzfäller, Erntearbeiter, Straßenbauarbeiter etc. Weitere Infos, u.a. auch Bilder zu der Krankheit, finden Sie im Internet (s.o.) Wir haben eine sehr günstige und effektive Form des Medikamententransports nach Peru gefunden: Reisende, die nach ein paar Kilo „Luft“ im Gepäck haben, nehmen es freundlicherweise mit nach Peru. Ich hatte über 20 kg Glucantime dabei. Die 1.900 Ampullen gingen ohne Probleme durch den Zoll (ich hatte „grün“ an der Ampel). In Cusco wartete man dringend auf das Glucantime. Ich hatte 1.400 Ampullen mitgenommen (die restlichen 500 Ampullen gingen nach Huanuco). Gerade als ich das Glucantime im Hospital Antonio Lorena übergeben hatte, kam ein 24-jähriger Mann mit einer offenen Wunde an jedem Arm. Bei ihm war gerade Leishmaniose diagnostiziert worden. Er kam aus dem Distrikt Acomayo und war ein paar Monate als Holzfäller im Urwaldgebiet Puerto Maldonado, wo er durch einen Mückenstich infiziert worden war. Zu Hause hat er einen kleinen Bauernhof, aber da das Geld nicht reicht, macht er diesen Holzfällerjob. Während früher die meisten Leishmaniosekranken sich als Goldwäscher infiziert hatten, sind es jetzt zunehmend Holzfäller. Die meisten können sich das Medikament nicht leisten. Eine Ampulle kostet in der Apotheke etwa 10 Dollar (während wir es hier für 1 Dollar kaufen – hier sieht man die menschenverachtende Preispolitik der Pharmamultis).
Projekte im Raum Tingo Maria (Urwaldgebiet)
a) Kaffeeverarbeitung in Felipe Pinglo
Mit einem Sammeltaxi fuhren wir bis Alto San Juan am Ufer des Rio Tulumayo (Nebenfluss des Rio Huallaga). Von dort ging es zu Fuß durch Schlamm (Regenzeit) und über Steine vorbei an herrlichen Wasserfällen und durch unberührten Regenwald in ca. 3 Stunden zu dem Dorf Felipe Pinglo, in dem vor allem Kaffee angebaut wird. Dort will man den Rohkaffee selbst rösten, abpacken und vermarkten, weil der Kaffeepreis seit 5 Jahren ruinös niedrig ist. Wir werden das Projekt mit 3.500,- $ unterstützen. Die Bauern von Felipe Pinglo hatten schon mit Eigenmitteln das Haus, in dem der Kaffee verarbeitet werden soll, im Rohbau erstellt. Es fehlte noch der Fußboden und die Wände. Alle arbeiten zusammen, um den Zement in Säcken die 3 Stunden hochzutragen, Sand in Eimern vom Fluss zu holen usw. Es ist bewundernswert, wie alle zusamenarbeiten – das System stammt noch aus der Inkazeit. Der Bauer, bei dem wir übernachteten, zeigte mir am anderen Morgen seine Kaffeepflanzung. Man konnte sehen, dass er sorgfältig arbeitet, die Pflanzung war gepflegt. Bei jungen Kaffeepflanzen waren zwischendrin andere Pflanzen zur Nahrungsversorgung gesät, um den Platz besser auszunutzen (Bohnen, Yuca, Paprika, Pituca usw.). Wenn die Kaffeepflanzen größer werden, sorgen Schattenbäume für das nötige Mikroklima. Der Kaffee wird ohne Einsatz von chemischen Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln angebaut und könnte als Biokaffee verkauft werden. Die Zwischenhändler zahlen aber für Biokaffee keinen Cent mehr. Vielleicht könnte man mittelfristig über Pidecafe Kontakt zur GEPA knüpfen.
b) Besuch im „Käsedorf“ Montevideo
Etwas länger dauerte der Weg nach Montevideo. In Chunatahua, wo die Straße aufhört, fiel uns ein Riesenschild auf, das auf den Neubau der Käserei hinweist. Mit Mitteln aus dem Drogen-bekämpfungsprogramm der USA (ca. 110.000 Dollar) wird eine neue Käserei gebaut. Unterwegs trafen wir Maultierkarawanen, die mühsam die benötigten 700 Sack Zement hochschleppen, auch die Treiber schleppten jeweils ein Sack (für 15 Soles = knapp 4 €), dafür brauchen sie 1 Tag. Gut, dass unser Begleiter Wilmer darauf gedrängt hatte, Stiefel für mich zu kaufen, denn der Schlamm war noch tiefer als nach Felipe P. Unterwegs konnten wir auf den von Wilmer durch seinen Allgäuaufenthalt initiierten Bänken (mit Tischen) Rast machen. Nach ca. 5 Stunden kamen wir müde aber glücklich im Dunkeln in Montevideo an. Elpidio hatte mit seiner Frau ein leckeres Essen zubereitet. Am nächsten Morgen statteten wir dem Gemeinde-Bullen einen Besuch ab. Er war vor 2 Tagen gegen Zecken behandelt worden, aber ansonsten geht es ihm gut. Wilmer zeigte uns auch die Stelle, wo 2 große Bäche von den Bergen herunterkommen. Diese könnte man zusammenführen und das Wasser weiterleiten zu einem Abhang, an dessen Fuß man das Wasserkraftwerk bauen könnte. Das wird die nächste Aktivität von Montevideo, die wir begleiten werden.
c) Neubeginn nach Überschwemmung
Wir besuchten das Dorf Huamancoto, das vor über 2 Jahren vom Rio Tulumayo überschwemmt worden war. Dabei waren Felder, Haustiere und zum Teil auch Häuser mitgerissen worden. Durch den Neuanfang bot sich die Chance, in dieser Gegend das System der ökologischen Mischkulturen einzuführen. Es scheint zu funktionieren, wir sahen Bananen (von denen die ersten schon geerntet werden), Papaya, Kakao, Zuckerrohr, dazwischen einzelne Fruchtbäume oder Edelhölzer und am Boden Mais, Reis, Bohnen und Ananas. Ein Bauer kletterte auf seine Bäume und holte köstliche Zapote (exotische, sehr leckere Frucht) und Avocado herunter. Was auch sehr gut funktioniert ist die Schweinehaltung. Da Schweine Allesfresser sind kann man über sie überschüssige Papayas, Bananen etc. verwerten. Mindestens 1 der Bauern betreibt auch Bienenzucht, von ihm bekamen wir eine Riesenflasche Honig geschenkt. Einige pflanzen auch Blumen für den Markt in Tingo Maria an. Bei der Versammlung im aus eigenen Mitteln erstellten Gemeinschaftshaus (nur das Wellblech wurde durch uns finanziert) ging es vor allem um die weiteren Schritte. Wichtig wird jetzt die Weiterverarbeitung der Früchte, z.B. zu Marmelade, Papaya confitada (ähnlich wie Zitronat), Papayamehl (aus grünen Papayas) für Schweine, Verarbeitung des Schweinefleischs. Sehr aktiv zeigte sich in der Versammlung neben dem Vorsitzenden Gumercindo die Kassierin, Nieva. Ein Problem ist immer mal wieder das Wasser. Jetzt in der Regenzeit war ein Teil der Straße überschwemmt. Man versucht, Unterstützung von der nächstgrößeren Gemeindeverwaltung zu bekommen, um einen Bach etwas umzuleiten.
d) Sonderschule in Tingo Maria
Auf Anregung von Franz Wölfle, der mit seinen Schülern beim Weihnachtsbasar Geld gesammelt hatte, nahm ich Kontakt zur Sonderschule „Centro Educativo Especial Santa Teresita del Niño Jesus“ auf. Ich traf mich mit einigen Lehrerinnen und der Elternsprecherin. In die Schule konnte ich nicht, da gerade Ferien waren. Es besteht großes Interesse am Aufbau eines weiteren Austauschs.
FUSEVI in Pucallpa
Für Pucallpa blieben nur noch 2 Tage, deshalb konnten wir nicht allzu viel besuchen. Die Zuckerrohrquetsche in Sta. Elvita funktioniert, wir sahen auch, dass die Pferdekarren für den Zuckerrohrtransport genutzt werden. Wir trafen uns mit Jungbauern aus Antonio Raymondi und Nuevo Belen. Mit dabei war der Vorsitzende der Jungbauernvereinigung, Miguel Lomas aus N. Belen geknüpft und der sehr aktive William Bocanegra aus A. Raymondi. Die jungen Bauern erzählten, was sie für Zukunftsvorstellungen haben. Es gab viele Ideen, wie sie ihre Situation verbessern könnten. Wichtig ist, Ihnen eine Zukunft auf dem Land zu ermöglichen, um somit einer Landflucht vorzubeugen. Fast alle wollen weiter in den Dörfern bleiben, was fehlt, ist eine passende Schulung in nachhaltiger Landwirtschaft. Dazu werden die Jugendlichen zusammen mit FUSEVI ein Projekt erarbeiten. Neben landwirtschaftlicher Ausbildung denkt man auch an Kurse zur Vermittlung von Grundkenntnissen in Reparatur von Mopeds, Radios, Bootsmotoren, Motorsägen, Nutzung des Internets (in Peru gibt es an jeder Ecke Internetcafes) etc. Sinnvollerweise soll die Schulung auch ergänzt werden durch Hilfen zur Existenzgründung (Aufbau des eigenen Hofes).
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